Erschienen in Aiki News #13 (Juni 1975) unter dem Titel „Just like flowers".
Dieser Artikel erschien am 10. April 1975 in der Zeitschrift "Aikido", dem monatlichen Nachrichtenblatt des Aikikai Hombu-Dojo in Tokyo. Aus dem Japanischen ins Englische übersetzt von Stanley A. Pranin und Katsuaki Terasawa.
Die roten Pflaumen in unserem Hof stehen nun in voller Blüte. Ihr sattes Rot fällt uns auf. Während des ganzen Jahreslaufes gibt es im Hof blühende Pflanzen. Alleine im März und April blühen dort Seidelbast, Forsythien, Kamelien, japanische Quitten und Flieder. Darüberhinaus hört man den wohlgefälligen Klang der Nachtigall im Zusammenspiel mit den anderen Vögeln.
Nach dem morgendlichen Training, wenn ich mit rund hundert Schülern sitzend meditiere, dann macht uns dieser Gesang der Nachtigall vergessen, dass wir uns inmitten einer Stadt befinden. Solche Reinheit und Klarheit ist wundervoll.
Der Gründer liebte schöne und reine Dinge. Aus diesem Grund stellte er wo er auch lebte eine Verbindung mit den "Kami" (Gottheiten) her und versuchte Schönheit als Element in seine Ehrehrbietung einzubeziehen. Somit ist es verständlich, dass "Aiki" (vereinigte Energie) zu "Aiki" (Liebe) und "Daiwa" (universelle Harmonie) und wiederum zu "Daiai" (universelle Liebe) wird, mit dem höchsten Ziel einer Hymne an die der Menschheit innewohnenden Schönheit.
Selbst wenn der Gründer nur einen Hof von der Größe der Stirn einer Katze gehabt hätte, so hätte er doch Pflanzen und Blumen gesät und die Blüten gepflegt und die Schönheit der Natur kultiviert. Diese Tradition führen wir in unserem Hof fort.
Die Aktivität der Aikidowelt nimmt stetig zu. Im April kommen Schülergruppen von Firmen und aus Schulen, um zu schauen, ob Aikido ein geeigneter Weg für sie ist. Auch Menschen, die keiner besonderen Gruppe angehören, beginnen das Aikido-Training und beginnen so etwas Neues. Wenn ich im Hombu-Dojo mit diesen Menschen zusammentreffe, dann bin ich versucht hervorzuheben, wie Aikido sein und sein Kern verstanden werden sollte. Es ist sinnlos, denen lauthals Aikido-Theorie zu predigen, die von sich aus den Weg des Aikido verfolgen.
Es ist charakteristisch für die heutige Gesellschaft, dass die Leute sich nicht mit etwas beschäftigen, dessen theoretische Hintergründe sie nicht verstehen. Angesichts dieser Situation kann man frustriert werden und übermäßig versuchen jemanden von etwas zu überzeugen. Ein derartiger nutzloser Versuch jemandem seine Meinung aufzuzwingen provoziert eine Reaktion. Durch diese Reaktion kommt es zu einer Kettenreaktion und zerstört so die ursprüngliche gute Intention. Im Aikido steht das praktische Üben von Anfang an über der Theorie. In diesem Zusammenhang ist es von höchster Wichtigkeit ein experimentelles Verständnis vom Training zu haben.
Ich glaube man sollte das Aikido im Hombu Dojo nicht mir wortreicher Theorie belasten, so wie die Samurai einer vergangenen Zeit durch unangemessene formelle Tracht behindert wurden. Das Üben sollte weiterhin in einer besonderen Atmosphäre der natürlichen Schönheit stattfinden, so wie es im Aikido Hombu-Dojo Tradition ist. Es ist wünschenswert im freien Training Trainingsmethoden anzuwenden, die eines jeden Verständnis befördern.
Die blumenähnliche Schönheit, die diesen anziehenden Ort durchdringt, zieht unbewusst jeden an, sei es ein Vogel oder ein anderes Wesen und motiviert ihn hier Freude zu erfahren.
Die Aikido-Welt, die Anfänger immer mit offenen Armen empfängt, muss bestrebt sein, eine Atmosphäre universeller Harmonie zu erschaffen, in der auf offene Weise trainiert werden kann. Ich glaube, dass diejenigen, die mit solch einer Atmosphäre in Berührung kommen, die Güte von Aiki verspüren und dies weniger mit dem Intellekt erfahren wird, sondern ganzheitlich. Sie werden Aikido als Weg ohne Grenzen begreifen.
Eine solche Atmosphäre zu schaffen ist die Aufgabe aller, die Aikido praktizieren, mich selbst eingeschlossen. Dieses Trainingsumfeld kann nur durch die beständigen Mühen geschaffen werden, die nötig sind, um die Essenz des Aikido zu begreifen. Am Anfang diesen neuen Jahres möchte ich gerne einen entschlossenen Schritt vorwärts in meinem Verständnis der Essenz der Natur und der universellen Liebe machen.
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